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Mehr Lebensqualität dank Selbstkatheterismus

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Bärbel Klahr-Kramer ist Spezialistin für Selbstkatheterismus. Bei Menschen mit Multipler Sklerose und Blasenfunktionsstörungen kann das richtige Handling
schon früh trainiert werden.

Bärbel Klahr-Kramer

Pflegekraft, Spezialistin für Selbstkatheterismus 

Worauf kommt es für Menschen mit Multipler Sklerose (MS) bei der Anwendung des Intermittierenden Selbstkatheterismus (ISK) an?
Zunächst kommt es auf die körperliche und kognitive Verfassung von MS-Patient:innen an. Als nächstes überlegen wir uns gemeinsam mit den Patient:innen, welcher Katheter für sie infrage kommt. Schließlich soll das Hilfsmittel auch sympathisch sein. Wir sehen uns dann an, wie gut die Patient:innen damit zurechtkommen. Aber das A und O ist die Akzeptanz der Patient:innen. 

Das heißt, geschultes Fachpersonal geht gemeinsam mit den Patient:innen das richtige Handling durch? 
Genau. Bei einigen Patient:innen reicht eine schriftliche, bei anderen eine visuelle oder audiovisuelle Erklärung. Wir schulen Patient:innen so lange, wie sie es brauchen. 

Mit welchen Erfahrungen kommen Patient:innen zu Ihnen? 
Ich arbeite an einer reinen MS-Klinik. Das bedeutet, dass ich die Patient:innen in regelmäßigen Abschnitten sehe – je nachdem, welche medikamentösen Therapien sie erhalten. Die allermeisten Patient:innen profitieren vom ISK, weil sie dann wieder einen geregelten Tagesablauf – ohne Angst, inkontinent zu sein – haben können.

Bedeuten Blasenprobleme nach wie vor, mit einem Tabuthema zu leben?
Ja, leider. Es wird viel um das Thema herumgeredet. Gleichzeitig wissen wir aber, dass jede:r zweite MS-Patient:in Blasenprobleme hat. Wir müssen den Patient:innen daher einen geschützten Raum geben. Es gibt verschiedene Lösungsmöglichkeiten für Patient:innen, wie eben das Katheterisieren. Interessanterweise sind jüngere Menschen ein bisschen offener als über 60-Jährige. Aber wenn man nicht darüber spricht, kann auch nicht geholfen werden. 

Wie können MS-Patient:innen dahingehend unterstützt werden?
Wichtig ist, dass Patient:innen merken, dass sie mit ihren Problemen ernst genommen werden und ihnen geholfen werden kann. In der Öffentlichkeit gilt Inkontinenz als etwas, das entweder Kinder oder ältere Menschen betrifft. Für MS-Patient:innen kann der Tag kommen, an dem es durch einen Schub schwieriger wird, mit dem ISK umzugehen. Wenn eine Blasenfunktionsstörung vorliegt, ist es daher gut, das richtige Handling zu trainieren. Am Anfang gibt es vielleicht eine Hemmschwelle, die man überwinden muss, aber die Anwendung ist einfach und schließlich zählt das Ergebnis: Die Lebensqualität steigert sich dadurch – und das ist auch ein Benefit für das Privatleben.

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