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Bluthochdruck – eine oft unbemerkte Volkskrankheit 

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Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit, von der etwa 1,5 Millionen Menschen in Österreich betroffen sind. Viele wissen nichts davon – was oft fatale Folgen haben kann, denn Bluthochdruck ist ein starker Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Priv.-Doz.in Dr.in Sabine Perl ist Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie und gibt im Interview einen Überblick über die wichtigsten Fakten. 

Priv.- Doz.in Dr.in Sabine Perl

Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologie

Wie häufig ist Bluthochdruck unter älteren Menschen, und warum ist es besonders wichtig, dieses Thema anzusprechen? 
Bluthochdruck – oder arterielle Hypertonie, wie es in der Fachsprache heißt – ist bei älteren Menschen extrem häufig. Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Nierenerkrankungen.  

Wann ist der Blutdruck zu hoch? 
Der Blutdruck ist zu hoch, wenn er in wiederholten Messungen beim Arzt über 140/90 liegt. Dabei ist zu beachten, dass die häufigste Form des Bluthochdrucks im Alter die „Isoliert systolische Hypertonie“ ist, das heißt, nur der systolische Wert (erster Messwert) ist deutlich erhöht und der diastolische Wert (zweiter Messwert) ist normal oder sogar niedrig. Dies ist durch die zunehmende Gefäßsteifigkeit im Alter bedingt. 

Wie entsteht ein hoher Blutdruck? 
Die Ursachen des Bluthochdrucks sind multifaktoriell, dabei spielt sowohl die Genetik eine große Rolle als auch Lifestylefaktoren wie Ernährung, Übergewicht und Bewegung. Nur in ganz seltenen Fällen liegt eine behebbare Ursache zugrunde, wie beispielsweise eine Verengung der Nierenarterie oder eine Veränderung spezifischer Hormone. Auch spezifische Schmerzmittel oder Chemotherapien können zu Bluthochdruck führen. 

Welche Auswirkungen kann unbehandelter Bluthochdruck auf die Gesundheit haben? Ist es wichtig, den Blutdruck in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren? 
Unbehandelter Bluthochdruck ist der stärkste Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche und Vorhofflimmern. Mit einer frühzeitigen Therapie kann dieses Risiko rasch reduziert werden. Da man Bluthochdruck aber nicht spürt, muss der Blutdruck regelmäßig gemessen werden – zum Beispiel im Rahmen einer Routineuntersuchung beim Arzt oder mit einem eigenen Messgerät zu Hause. 

Können Sie einige praktische Tipps teilen, wie man Blutdruck zu Hause überwachen und kontrollieren kann? 
Bei der Blutdruckselbstmessung zu Hause soll man sich mit gerade aufgestellten Beinen zum Tisch setzen, die Oberarmmessmanschette anlegen und dann erst mal fünf Minuten Ruhe wahren. Danach erfolgt die erste Messung. Nach ein bis zwei Minuten soll eine zweite Messung erfolgen, bei starker Divergenz der Werte auch eine dritte. Die Blutdruckwerte sollen stets dokumentiert werden, dafür stehen Protokolle zum Beispiel über die Homepage der Österreichischen Gesellschaft für Hypertonie zur Verfügung. 

Wie kann ein zu hoher Blutdruck behandelt werden? 
Die Therapie der arteriellen Hypertonie besteht zumeist aus einer Kombination aus Lifestylemodifikation (regelmäßige Ausdauerbewegung, salzarme Ernährung, Gewichtsreduktion) und einer medikamentösen Therapie. Dafür stehen unterschiedliche Substanzklassen mit langjähriger Erprobung zur Verfügung, die zum Teil auch als Zwei- oder Dreifachkombination in einer Tablette erhältlich sind. 

Bei Menschen zwischen 65 und 79 Jahren liegt der Zielblutdruck unter medikamentöser Therapie bei unter 140/80 mmHg, wenn gut toleriert, sollen 130 bis 139 mmHg angepeilt werden. Bei Menschen ab 80 Jahre ist eine medikamentöse Therapie ab einem systolischen Blutdruck von 160 mmHg indiziert und ein Zielbereich von 140 bis 159 mmHg kann als ausreichend angesehen werden. Wenn die Patientin oder der Patient die Therapie gut toleriert, sollen auch 130 bis 139 mmHg angestrebt werden. Unbedingt zu vermeiden sind aber orthostatische Hypotonien, das heißt zu rasche Blutdruckabfälle – die Neigung dazu kann mittels Orthostasetest beim Arzt abgeklärt werden.  
 

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